Der Schriftzug zu Hans Burgkmairs von 8 Stöcken gedrucktem Riesenholzschnitt "Adam und Eva" trug ursprünglich in der Mitte die Jahreszahl 1525 und als Ortsangabe "augspurg", den Geburts- und Wirkungsort des Künstlers. Diese beiden Angaben fehlen in (möglicherweise schon zu Lebzeiten Burgkmairs) angefertigten Kopien der Druckstöcke, von denen Anfang des 19. Jahrhundert von Rudolph Zacharias Becker Abzüge hergestellt wurden. Er tat dies im Auftrag des Besitzers der Stöcke, Hans Albrecht von Derschau, der bis zu diesem Zeitpunkt rund 1600 Holzstöcke des 15. und 16. Jahrhunderts gesammelt hatte, darunter 100 Platten, die als Hinterlassenschaft von Willibald Pirckheimer (siehe Weblink) galten, wohl aber den Bestand einer Nürnberger Druckerei ausmachten. Alle Druckstöcke der Derschau-Sammlung befinden sich heute im Kupferstichkabinett in Berlin. Abdrucke von ausgewählten Stöcken erschienen in insgesamt vier Folgen und den Klassen A - E in den Jahren 1808 - 1816 unter dem Titel "Holzschnitte alter deutscher Meister in den Original-Platten gesammelt von Hans Albrecht von Derschau". Der hier vorliegende Holzschnitt entstammt der Klasse E mit dem Titel: Capital-Blätter von sehr großem Format, die aus mehreren Platten bestehen.

Evas Scham ist - im Unterschied zu den ursprünglichen Stöcken, von denen sich ein Abzug u.a. im Metropolitan Museum in New York befindet - in den kopierten Stöcken bedeckt. Der Ast, der durch nichts und niemanden gehalten wird, wirkt tatsächlich wie ein Fremdkörper im Bild. Nach dem Sündenfall werden Adam und Eva sich ihrer Nacktheit bewußt und zur Arbeit verurteilt. In Burgkmairs Bild werden mehrere Szenen des Adam- und Eva Zyklus gleichzeitig verarbeitet: Leben im Paradies, Adam als Herrscher über die Tiere, Gott führt Eva mit Adam zusammen, Sündenfall, Entdeckung des Ungehorsams durch Gott und Vertreibung aus dem Paradies. Sowohl die Textpassage aus der Genesis als auch die Unverhülltheit Evas in der ersten Version weisen allerdings darauf hin, daß Burgkmairs ursprüngliche Intention in der Betonung des paradiesischen Zustandes lag und die Änderung erst nach Einschreiten einer uns unbekannten Instanz erfolgte.

Hans Burgkmair wurde vor allem durch seine gewichtigen Beiträge zu den Holzschnittwerken für Kaiser Maximilian I. (1459 - 1519) "Triumphzug", "Theuerdank" und "Weisskunig" bekannt.